Mit „Was vom Tage übrig blieb ...“ möchte ich zwei Elemente des visuellen Erzählens aufgreifen: den Moment und die Archäologie.

Während die Archäologie jeder noch so kleinen und vermeintlich unbedeutenden Hinterlassenschaft vergangenen menschlichen Handelns nachgeht, entgleiten uns meist die gegenwärtigen Hinterlassenschaften willkürlicher oder unwillkürlicher kultureller Kommunikation bevor sie durch Beachtung eine Bedeutung erlangen können. Die dominante Interpretation ist meist sehr schlicht: nämlich Müll — und Müll verdient schließlich keine Beachtung. Nehmen wir dies als Ausgangspunkt, kommt die Archäologie zwangsläufig ins Spiel, denn, unorthodox formuliert, könnte man sagen, Archäologie sei die Wissenschaft vom Müll. Sind doch die absichtlich oder unabsichtlich zurückgelassenen Hinterlassenschaften für Archäologen/innen eine entscheidende Inspiration für die Interpretation vergangenen Lebens. Meine Arbeit konserviert das Flüchtige dieser Momente und macht sie sichtbar als bedeutungsvolle Momente kultureller Produktion. In diesem Sinne wird sie zu einer Archäologie der Gegenwart.

Der Moment ist allerdings im Wesen der Fotografie eingebrannt — ist der Wunsch nach seiner Transformation vom Flüchtigen zum Beständigen, von der auf das Selbst beschränkten zur kommunizierbaren Wahrnehmung, doch ein wesentlicher Grund für ihre Existenz. Bei den hier gezeigten Bildern steht das Singuläre, das Besondere des Moments im Vordergrund — weshalb sie hier, selbst wenn sie zu einer Reihe gehören (könnten), auch einzeln gezeigt werden. Die Hintergründe ihrer Entstehung können sehr unterschiedlich sein: sei es ein besonderes Licht, eine Erinnerung, ein Ausblick, der sich unwillkürlich zum Thema wandelt, eine Anregung, die zur Visualisierung drängt, etc. Die hier gezeigten Serien sind Dauerprojekte und können sich immer wieder verändern.