concrete poetry [serie 07|2019]

POTEMKIN FÄHRT BUS

Wer kennt ihn nicht, den Moment der Ankunft in einem bisher unbekannten Ort, der mit dem Heraustreten aus der Bahnhofshalle beginnt. Es ist dieser erste Blick auf das Andere, der den Zugang zu diesem Ort, zumindest temporär, prägt. Reisende/r kommst du nach Nördlingen wirst du optisch erschlagen von einer überdimensionalen Konstruktion aus Busbahnhof und Parkhaus - und sie war jedes Mal völlig verlassen (der Busbahnhof natürlich, nicht das Parkhaus). Während man sich auf dem Bahnhof vorkommt als wäre man in die 80er Jahre des vorherigen Jahrhunderts zurückgebeamt worden, erschrickt man fast im Angesicht des postmodernen Kontrapunkts, dessen Funktion man, in Ermangelung von Betrieb, nur erahnen kann. Hier materialisiert sich die treffende Definition des Potemkinschen Dorfes der Wikipedia, daß durch „... materiellen und/oder organisatorischen Aufwand [...] die Illusion von vorweisbaren Erfolgen, Wohlstand usw. geschaffen [wird].“

Copyright R-M Diedrich